REISEBERICHT DÄNISCHE SÜDSEE
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Die Perle des Nordens: Die Dänische Südsee
Die Dänische Südsee ist einfach unbeschreiblich. Kein anderes Ziel wird so häufig von unseren Chartergästen als Ziel auserkoren, wie die Dänische Südsee oder auch südfynische Inselmeer genannt.
Obwohl im Kern nur über 40 Seemeilen groß, bietet sie doch unzählige Häfen und Buchten für wochenlange Entdeckungsreisen. Selbst wer meint, er kenne sie bereits, wird auf jeder Reise etwas Neues entdecken. Überall Märchendörfer, Schifffahrtsmuseen, oder fantastische Sonnenuntergänge, die die typisch bunten dänischen Holzhäuser leuchten lassen.
Über 90 % unserer Chartergäste haben in den letzten 10 Jahren Kurs auf diese traumhafte und fast schon verschlafene Inselwelt genommen. Es gibt viele Gründe, warum sie immer beliebter wird und auch in einigen Punkten z.B. das Mittelmeer und andere Charter Reviere in den Schatten stellt:
Im Gegensatz zum Mittelmeer, geht es hier noch ursprünglich zu. Keine verdreckte See und verdreckte Strände. Die Liegeplatzgebühren (im z.B. Gegensatz zu Kroatien) halten sich in Grenzen.
Von Kiel aus startet man ganz entspannt in nördliche Richtung. Je nach Wind geht es nach Sonderburg, Marstal oder Bagenkop. Nach knapp über 30 nm geht es denn je nach Wind und Lust weiter. Hier unser Ausflug vom August 2018. Die Routen und Entfernungen sind in den Hintergrundkarten eingetragen. Zu jedem Streckenabschnitt gibt es seitlich Bilder, die angeklickt werden können.
Es war ein recht stürmischer Nachmittag am 11. August 18, als wir uns mit "Calypso" von Kiel aus Richtung Marstal aufmachten. Wir werden diese Überfahrt nicht so schnell vergessen...
Es waren ungefähr so 5-6 Windstärken, als wir ausliefen. Gegen 11:00 Uhr, wir hatten gerade Laboe querab passiert, kam aus Süd/West eine Wolkenfront, die nichts Gutes verheißen ließ. Ich hatte vorsorglich nur die Genua gesetzt, weil die Wind vorhersage keine Kaffeefahrt versprach. Dann ging es auch schon los: die Gewitterfront erreichte uns wenig später und ich versuchte die sowieso schon gereffte Genua weiter über die Winschen einzuholen. Anja stand kreidebleich im Niedergang. Dann drückte eine Bö das Schiff auf die Seite, so dass das Freibord unter Wasser war und ich überlegte, Schilksee anzulaufen.
Dann kam ein Funkspruch: "Mayday -Mann über Bord". Eine Seglerin, die sich mit ihrem Mann nördlich von Kiel Leuchtturm befand, funkte "Mayday", da ihr Mann über Bord gegangen war. Schon kam der Funkspruch des Seenotrettungskreuzers „Berlin“: „Alle Seefunkstellen sind aufgefordert zu helfen.“ Ich schaute Anja an und sagte ihr, dass wir jetzt da hoch müssten. Die “Berlin“ fuhr nur wenige 100 Meter an uns vorbei und wir nahmen Fahrt nach Kiel Leuchtturm auf, nachdem ich die Plicht einigermaßen klarieren konnte. Somit hat sich die Entscheidung Schilksee anzulaufen erledigt. Bis dahin hatte ich die Genua auf circa fünf Quadratmeter gerefft. Nach einer halben Stunde kam dann die Meldung, der Ehemann konnte wieder selbstständig an Bord klettern und die lebensbedrohliche Situation auf dem Schiff war beendet.
Es war dann ungefähr 12:15 Uhr als wir den Funkspruch "Mayday FINI" aufgefangen hatten.
Wenige Stunden später, vor der Einfahrt nach Marstal, es war so circa 16:00 Uhr, kamen dann weitere stürmische Böen auf uns zu. Mittlerweile hatte ich die Genua nur noch 2 m ausgerollt und wir machten trotzdem sieben Knoten Fahrt über Grund. Ursprünglich waren wir an dem Abend in Marstal mit mehreren Segelcrews verabredet, doch wenige haben sich wirklich auf den Weg nach Marstal gemacht. Ein Bekannter, der dieses Treffen organisiert hatte, meinte, wir sollten doch nach Bagenkop abdrehen. Dies war allerdings völlig unpassend in Anbetracht der Wetterverhältnisse. Ich sah, dass sich ein extremer Schwell aufgebaut hatte, der dort aus West brutal in den Hafen rollte.
Ich konzentrierte mich darauf, das Schiff nicht zu sehr rollen zu lassen und holte die Genua ein und fuhr ins Fahrwasser. Vorsichtshalber hatte ich den Reserveanker bereitgelegt. Zum Glück liefen wir gut und wohlbehalten (bis auf eine kleine Fingerquetschung beim Festmachen) in Marstal ein und hatten den Rest des Tages noch genießen können. Wie wir dann von einem Bekannten erfuhren, der in Ӕrøsköbing lag, hatten wir in der Spitze 10 Bft., die auf uns um die Ohren pusteten.
Marstal selbst - genau wie die ganze Insel Ӕrø, ist richtig schön heimelig und gar nicht so verschlafen- Logbucheintrag von Anja: Ganze 4 Irish Pub´s gibt es dort!
Am nächsten Tag liefern wir gegen Mittag aus Marstal aus und machten uns auf den Weg Richtung Ærøskøbing bei südlichen Winden um 3 Bft. Da die Gegend teilweise sehr flach ist, mussten wir bei einem Tiefgang von 1,80m "aussenrum". Nach ein paar schönen Segelstunden liefen wir gegen 16:00 Uhr in Ærøskøbing ein. Am nächsten Tag wollten wir dann dieses lauschige kleine Städtchen einmal genauer erkunden.
Ærøskøbing Hafen liegt gut geschützt hinter Drejø und Urehoved. Ursprünglich war dies ein Naturhafen, der der Seefahrt und dem Handel diente, und ist heute ein wahrer Märchenort, der wirklich einen Besuch wert ist. Die Stadt ist die kleinste Handelsstadt Dänemarks und besitzt schmale Gassen, wohlerhaltene Häuser, Kopfsteinpflaster, schiefe, fantasievoll geschmückte Türen, Geschäfte und eine lebendige Künstlerszene. Nach dem ausgiebigen Frühstück ging es los und wir waren auf der Suche nach der „Kunstszene“. Sehr zu empfehlen ist das Kunstmuseum, wenn man direkt vom Hafen aus in den Ort geht. Rechts ein paar Fotos.
Kurz danach haben wir einen sehr lauschigen Biergarten (Restaurant Mumm) gefunden mit sehr leckeren Fischgerichten. Das Lachstartar ist sehr zu empfehlen. Das Algenbier Geschmacksache.
Insgesamt kann man sagen, dass Ærøskøbing eine Reise oder zumindest einen Zwischenstopp wert ist.
Gegen 16:00 Uhr machten wir uns auf, an Drejö und Skarö vorbei, Richtung Svendborg - entschieden uns dann aber für Faaborg, weil es windtechnisch besser zu erreichen war.
Die mittelalterliche Stadt ist sehr gut erhalten mit vielen hübschen, alten Häusern, dem mittelalterlichen Tor "Vesterport" und hat eine sehr schöne spätgotische Kirche aus dem 16. Jahrhundert, dessen Kirchturm das Wahrzeichen der Stadt ist. In Faaborg war es an diesem Tag verregnet. Wir machten direkt an der Promenade fest und steuerten das Restaurant auf der gegenüber liegender Seite an. Übrigens sollte man wissen, dass die Küche in den meisten Restaurants in dieser Region um 21:00 Uhr schließt. Wir hatten dort um 10 vor 9 gerade noch bestellen dürfen und waren dann auch die letzten Gäste. Da Faaborg nicht viel zu bieten hatte und es auch sehr regnerisch war, hatten wir den Abend mit „Mafia“ Serien über dem Rechner zugebracht.
Von Faaborg aus ging es am nächsten Tag weiter nach Haderslev. Eigentlich war gerade eine X-Yacht in der Schlei zu besichtigen, die kurz darauf versteigert werden sollte und die ich mir anschauen wollte. Da dies aber absolut nicht in die Törnplanung passte, hatte ich mir als Alternative und „Südseepause“ die Besichtigung der X-Yacht-Werft vorgenommen.
Wir liefen um 10:00 Uhr aus und sahen endlich mal wieder Schweinswale. Als wir gegen 18:20 den Haderslev Fjiord erreichten, waren wir verzaubert von der Natur und hatten ordentliche Kreuzschläge hinter uns. Auch im Fjiord haben uns zeitweise Schweinswale begleitet. Gegen 20:30 Uhr und nach 53 nm (teilweise mussten wir kreuzen) waren wir dann in Haderslev angekommen.
Unsere Nachbarn in der Nebenbox kamen aus Deutschland und hatten uns mit allen Informationen zum Hafen empfangen. Der andere Nachbar war nicht gerade begeistert, dass wir in einer doch sehr kleinen Box neben ihm festmachen wollten und sagte, die Box wäre nicht frei (Calypso ist 13 m lang und gut 4,3 m breit). Aber alles verlief ohne Vorkommnisse das Schiff passte da rein (eben so) und er war beruhigt.
Die Werftbesichtigung am nächsten Tag war klasse. Wir wurden freundlich empfangen und konnten uns auch von den technischen Raffinessen der Schiffe durch den Vertriebsleiter Nordeuropa überzeugen.
Mittags des darauffolgenden Tages ging es dann zu einem der schönsten Ziele der Dänischen Südsee, der Insel Lyö. Von Haderslev waren es rund 34 nm.
Gegen 17:15 Uhr kamen wir in dem total überfüllten Hafen an und quetschten uns an den Längssteg an der südwestlichen Seite der Hafenanlage. Es war wirklich der letzte Liegeplatz, wir hatten Glück. Der Hafen war zur Hälfte gefüllt mit Charterschiffen. Der überschaubare Hafen hat einen besonderen Reiz und auch einen kleinen Badestrand mit kristallklarem Wasser. Und im gleichnamigen Ort gibt es einen kleinen Laden und eine sehr nette Pizzeria/Cafe direkt an der Kirche. Die Pizza und der Mosel-Riesling sind sehr empfehlenswert. Nach dem ca. halbstündigen Rückweg zum Hafen gab es einen bezaubernden Sonnenuntergang bei Wein und „Klönschnack“ mit den Nachbarliegern. Als wir zurückkamen hatten unterdessen noch sehr nette Engländer an unserer Stb-Seite festgemacht und auch diese Nachbarn hatten einiges von ihren Törn-Abenteuern zu erzählen.
Der Sturm, den wir ja vor ein paar Tagen miterleben mussten, hatte sogar den Stromkasten umgerissen, der für unseren Liegeplatz eigentlich vorgesehen war. Zum Glück waren unsere Batterien ausreichend geladen, sodass wir die Nacht auch mal ohne Strom auskommen würden. Nur am nächsten Morgen machte sich der Kaffeedurst bemerkbar und wir mussten mitsamt unserer Espresso-Maschine, den Kaffee-Pads und Bechern zum nächsten freien Stromkasten trotten. Wer verzichtet denn gerne auf seinen Kaffee! Nach einem morgendlichem, doch recht frischem Bad in der Ostsee (endlich mal), ging es dann auf Richtung Svendborg.
Durch den Svendborgsund fließt eine recht starke Strömung, mal Segen, mal Fluch. Leider zieht die Strömung auch durch den Stadthafen, was häufig zu erlebnisreichen Anlegemanövern führt. (Bei Seitenströmung so ansteuern, als ob man die luvseitige Box nehmen will - dann landet man fast unvermeidlich da, wo man eigentlich hinwollte). Die Ansteuerung des Handelshafens ist bei Tag und bei Nacht problemlos möglich. Bei uns klappte alles gut und wir lagen seitlich am Mittelsteg.
Im Stadthafen machten wir gegen 15:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein fest und sind mit unseren Klapprädern zum Strand gefahren, nachdem wir vergeblich nach einer Gasflasche (5kg) Ausschau gehalten hatten. In Dänemark gibt es nur die kleinen blauen Flaschen und nicht die grauen, die bei Calypso an Bord waren. Nach einer kleinen Abkühlung im Fjord und rund 10 Minuten radeln ging es zum einkaufen zurück an den Hafen. Die Klappräder erwiesen sich als gnädige Packesel, die uns halfen, einen Nachschub an Dosenbier zu bunkern. Übrigens ist Svendborg nicht so hässlich, wie man anfangs denkt, wenn man in den Hafen einfährt. Sehr viele kleine, süße Gassen mit einigen Restaurants und Kneipen, etwas hügelig ist es ebenfalls. Übrigens: Im Hafen gibt es ein Kartensystem für die Hafengeld, Wasser und Toilettenzugang. Svendborg war mit Abstand der teuerste Hafen der Tour.
Am nächsten Tag starteten wir kurz nach 10 Uhr, umrundeten Tåsinge ostwärts und hatten uns als Ziel Drejø auserkoren. Sicher hätte es noch ein paar schöne Inseln mehr zu besuchen gegeben, aber da wir am nächsten Tag zurück nach Laboe wollten, lag Drejø am günstigsten.
Wir haben in dem kleinen, südöstlich der Insel liegenden Hafen festgemacht. Auch dieser Hafen ist sehr idyllisch. Da die Insel über keine Lokalitäten verfügt und man dort auch sonst so gut wie nichts vorfindet, abgesehen von einem kioskähnlichem Kaufmann, haben wir am Hafen den Grill angeschmissen. Auch an diesem Tag gab es wieder perfektes Segel- und Urlaubswetter und einen traumhaften Sonnenuntergang zu gegrilltem Steak und Salat .
Abschied nehmen: Heute hieß es: Zurück nach Laboe zum jährlichen „Summer Soul“. Schon ab 16:00 Uhr gibt es auf dem Gelände von becsen Yachttechnik, direkt am Hafen von Laboe, beste Unterhaltung mit Soul vom Plattenteller. Die DJ´s kommen aus England und den Staaten. Natürlich alles unter freiem Himmel. Da wir aber ordentlich Frischluft getankt hatten, ging es schon sehr früh ab in die Koje und am nächsten Tag in den Heimathafen nach Kiel. Aber für Segler sicher viel interessanter: 140 Teilnehmeryachten waren zum Anlass der 30ten „German-Classics“ in Laboe und sorgten für zauberhafte Atmosphäre im alten Kommunalhafen an der Kieler Außenförde und auf den Regattabahnen. Die Diesjährige Veranstaltung findet vom 15.-18. August statt. Am nächsten Tag genossen wir noch ein wenig unseren Aufenthalt in Laboe. Allerdings wussten wir nicht, dass wir unseren Liegeplatz am Vormittag schon freimachen müssten. Der Hafenmeister der „Baltic Bay“ hat noch mal ein Auge zugedrückt und wir nahmen kurs auf unseren Heimathafen.
Ich hoffe, wir haben Dich ein wenig mit unserer Tour unterhalten können oder auch inspiriert, selber mal dieses traumhafte Revier kennen zu lernen.
Diejenigen die nicht in der Lage sind, selber ein Schiff zu führen können bei uns mitsegeln. Von Mitte April bis Oktober fahren wir regelmäßig hier hin. Komm doch einfach mit 😊
Melde Dich dazu in unserem Newsletter an und wir schreiben Dich an, wenn Törns geplant sind. Wir brauchen natürlich eine gewisse Mindesteilnehmerzahl.
Übrigens: Was man nach einem Törn sonst so machen kann, kann man hier googeln: https://discoverdenmark.de/activities
Ahoi aus Kiel!